Kein Kontakt mehr mit dem Sohn – Rentnerin fürchtet sich vor Pflegepersonal mit Masken und verweigert die Nahrung

von Helmut Poppe

https://www.frankfurt-live.com/cache/256edd4d0696cfd740cb0d3cdafb20a8.jpg
Screenshot France 2 TV

Um mit Menschen zu reden und diese zu sehen, auch wenn dies physisch nicht möglich ist, wird von vielen Menschen derzeit verbreitet genutzt via Videotelefonie. Im sogenannten Homeoffice verwenden sie ihre Computer, Mobiltelefone oder Tablets und arbeiten mit ihren Kollegen statt im Büro zu sein. Sie gehen gemeinsam Akten durch, erstellen neue Dokumente und, das ist durchaus möglich und erlaubt, wenn nicht sogar gewünscht, nutzen nicht wenige die Gelegenheit für einen Plausch.

Nicht erstaunlich, auch dies geht in Alten- und Pflegeheimen. Allerdings haben nur die wenigsten der etwa 800.000 Senioren, die in den 11.000 deutschen Heimen leben solche Möglichkeiten. Hört man sich in den Heimen unserer Region um, es sind immerhin deutlich mehr als 50, erfährt man, dass man das Thema in der Optik habe, aber für Detailfragen wie die Finanzierung der Technik, Datenschutz und fehlendes Internet bisher keine Antwort gefunden habe. Die Kostenfrage ist rasch beantwortet, ein Tablet kostet heutzutage um die 500 €, eine Installation auf einem Wagen ist für 100 € zu haben, WLAN ist einigen Häusern bereits vorhanden oder kann unter Umständen über ein freies Internet hergestellt werden. Sollte keine dieser Zugriffsmöglichkeiten auf das Web bestehen, muss ein Internetdatenpaket erworben werden für etwa 50 € pro Monat. Rechnet man diese Beträge auf ein einzelnes Gespräch zwischen Seniorin oder Senior mit Verwandten um, ergeben sich für ein Viertelstundengespräch Kosten in Höhe von unter einem Euro. Diese Kalkulation berücksichtigt ein Endgerät für ein Haus, der Erwerb von kostenpflichtigen Datenvolumen und eine Nutzung von zweimal täglich und eine Nutzungszeit der Technik an 1000 Tagen, also fast drei Jahren. Stellt sich noch die Frage, wie alte Menschen mit der Kommunikationstechnologie umgehen. Zum einen haben bereits viele Erfahrung mit Handy und PC. Diejenigen, die bettlägrig sind oder ungerne an den fremden Geräten manipulieren möchten, erhalten die Möglichkeit, die Gespräche auf den Tablets in  sitzender oder liegender Position zu führen. In solchen Szenarien bringen Pflegepersonen die auf einem Rollwagen installierten Geräte in das Zimmer und stellen die Verbindung her.


10

Sich mit den Angehörigen zu unterhalten und ihnen ein Lächeln zu schenken – die Videotelefonie erleichtert den Bewohner der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises das aktuell geltende Besuchsverbot.
Foto: WHS – Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises
***



Den Nutzen zu bewerten ist müßig, man denke nur an die eingangs verzweifelte und betagte Dame, die glaubte, dass ihr Sohn verstorben sei.

Dass die Digitalisierung der richtige Weg ist, bestätigt Dieter Bien, Vorsitzender Geschäftsführer der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises.
Die Alten- und Pflegezentren dort ist bereits seit vielen Jahren ganz vorne dabei, wenn es um den Ausbau der digitalen Infrastruktur geht. Und dieser Umstand macht sich gerade in der aktuellen Situation bezahlt. So konnte die IT-Abteilung, bestehend aus Fred Lach und Max Geis, zusammen mit dem Referenten für Digitalisierung, Nils Kornherr auf viele bereits vorhandene digitale Ressourcen zurückgreifen, um den Bewohnern angesichts des Besuchsverbots, den Kontakt zu ihren Angehörigen zu vereinfachen und die Mitarbeiter zu entlasten. Gelungene Beispiele hierfür sind die Videotelefonie, die Telefon-Betreuung oder auch die Einführung einer zentralen Corona-Hotline, die sich in stetigem Austausch über Informationen oder zur Beantwortung von Fragen mit den einzelnen Einrichtungen befindet. Hier sind alle Einrichtungen, vom Wohnstift in Hanau, über das Stadtteilzentrum an der Kinzig in Hanau, das Altenzentrum Rodenbach, die Seniorendependancen in Neuberg, Limeshain, Ronneburg und Hammersbach, das Seniorenzentrum Gründau, das Kreisruheheim Gelnhausen, das Seniorenzentrum Biebergemünd, das Seniorenzentrum Steinau bis zum Wohn- und Gesundheitszentrum Lebensbaum in Sinntal eingebunden.

Mit der ebenfalls an allen Standorten eingerichteten Videotelefonie wird den Bewohnern ermöglicht, mit Ihren Angehörigen oder Betreuern in „Sichtkontakt“ zu treten. Der vereinfachte Kontakt über WhatsApp-Call oder Skype ist durch wenige Klicks hergestellt und mit wenig Zeitaufwand für die Mitarbeiter verbunden. Über die Telefon-Betreuung werden Bewohnern bei Interesse ehrenamtliche Gesprächskontakte vermittelt. „Zwar wäre es schön, wenn wir in allen Einrichtungen schon eine durchgehende WLAN-Infrastruktur besitzen würden, aber wo dies noch nicht der Fall ist, funktioniert die Verbindung auch mit LTE-Karte“, erklären die beiden IT-Mitarbeiter Fred Lach und Max Geis. „Die aktuelle Situation zeigt aber auch, dass es für ein flächendeckendes WLAN zahlreiche gute Argumente gibt und das Unternehmen mit dieser Strategie gut aufgestellt ist“, ist Geschäftsführer Dieter Bien überzeugt.

Viele der technischen Anwendungen, wie die Videokonferenzen zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen und den Einrichtungen, werden derzeit genutzt, um persönliche Zusammenkünfte zu vermeiden, funktionieren aber so gut, dass sie auch in der Zeit nach der Corona-Krise weiter genutzt werden sollen. So ermöglicht das genutzte Programm nicht nur, dass eine größere Gruppe von Menschen zusammenkommt und sich über Bild und Ton austauscht, auch weitere Anwendungen wie die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten oder die Betrachtung einer Präsentation sind möglich. Auf diese Weise kommunizieren aktuell alle Einrichtungsleitungen und die Unternehmensleitung von fast allen Standorten aus mit bis zu 15 Personen mindestens einmal wöchentlich. Selbst Führungskräfte, die sich zeitweise in Home-Office befinden, können sich in die Videokonferenz einschalten. Auch der Krisenstab des Unternehmens tagt ausschließlich und täglich über Videokonferenzen.

Schnelle Internetverbindung per LTE-Karte und digitale Kommunikationsmittel wie Skype oder WhatsApp erleichtern den älteren Menschen den Umgang mit den geltenden Einschränkungen des täglichen Lebens. Auch CLICKDoc, eine Applikation, die den telefonischen Austausch mit dem behandelnden Arzt ermöglicht, kommt nun verstärkt zum Einsatz. Im Rahmen eines Pilotprojektes war diese Technik bereits im Wohnstift Hanau erprobt worden. Der Einsatz von Telematik wird, so ist sich Bien sicher, nicht den persönlichen Kontakt zwischen Bewohner und Arzt verzichtbar machen, er kann aber deutlich dazu beitragen, dass den Bewohnern in manchen Fällen ein für sie anstrengender Transfer in die Arztpraxen oder auch in eine Klinik erspart werden kann. „In diesen schwierigen Zeiten trägt die Digitalisierung zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner bei“, erläutert Nils Kornherr, Referent für Digitalisierung.

Investitionen in die digitale Infrastruktur, die das kreiseigene Unternehmen im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung in der Pflege getätigt hat, unterstützen aktuell alle notwendigen Abläufe im Unternehmen. Mitarbeiter der Alten-und Pflegezentren bleiben im Home-Office für ihre Kollegen erreichbar, Leitungskonferenzen finden digital statt und Absprachen zwischen einzelnen Einrichtungen erfolgen per Videoschaltung. „Wir haben derartige Konferenzen und Gesprächsrunden in den zurückliegenden Jahren immer wieder geübt“, erklärt der Geschäftsführer abschließend und ergänzt: „das zahlt sich jetzt in dieser Krise aus. Diese Entwicklung wird auch zu einer neuen Kommunikations- und Informationskultur führen.“

Lesen Sie unserern ersten Artikel zu dem Thema hier:  CORONA und technische Innovationen – Telekommunikation hilft Jung und Alt

Den dritten Artikel zu dem Thema und mit aktullen Zahlen des Angebotes in Pflegeheimen hier (es sei schon vor der lektüre verraten: etwa 20% der heime geben Senioren die Chance mit Videotelefonie in Kontakt mit ihren Lieben zu bleiben.

Trotz Corona-Besuchsverbots können Senioren in Heimen immer mehr via Video und Internet mit Angehörigen in Kontakt bleiben

Auf Bild klicken, kurzes Video startet

(24.04.2020) Die aktuelle Entwicklung in Pflegeheimen zeigt, dass Senioren nicht vereinsamen müssen. Moderne Informationstechnologie macht es möglich.

Und hier geht es zu einem Video direkt „von vor Ort“
https://youtu.be/1Od01GhkQEc

Im deutschen Home Office kommt Freude auf: 5 Endgeräte müssen administriert und für Büroarbeit optimiert werden.

.

Was nicht ganz einfach ist. Zudem stellen sich Sicherheitsfragen.

Denn eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Nutzung von Chat-, Video- und Konferenzlösungen hat durch Corona-Krise zugenommen. Die Sorge aber um die Cybersecurity fehlt.

In Zeiten der Corona Krise arbeiten vermehrt Menschen aus dem Homeoffice heraus. Sie nutzen verstärkt Programme mit Chat-, Video- und Konferenzfunktionen, um im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen zu bleiben – aber auch mit Freunden und Verwandten. Eine von TÜV Rheinland in Auftrag gegebene Umfrage des Marktforschungsinstituts Civey zeigt, dass knapp 43 Prozent solche Tools und Programme häufiger nutzen als vor der Corona-Pandemie. Bei der Nutzung tun sich gerade die Anbieter hervor, mit denen man schnell und unkompliziert Meetings aufsetzen und Teilnehmer einladen kann. Dabei zeichnen sich diese Kollaborations-Tools vor allem dadurch aus, dass man keine aufwändigen Registrierungsprozesse vollziehen muss oder Freigaben von der hauseigenen IT benötigt. Bei dem Einsatz der oftmals schicken Anwendungen werden allerdings kaum Fragen zur Cybersecurity gestellt.

Design geht vor Datenschutz

Aufgrund des Umstands, dass viele Menschen in den meisten Fällen sehr plötzlich ins Homeoffice wechselten, konnten begleitende Maßnahmen durch die Firmen-IT nicht oder nur unzureichend stattfinden. „Vorhandene Kollaborationslösungen im Unternehmen sind oftmals nicht auf Anhieb für den flächendeckenden Einsatz im Homeoffice ausgerichtet. Man braucht Freigaben, Updates oder Erweiterungen der installierten Software,“ sagt Wolfgang Kiener, Leiter des Center of Excellence Advanced Threat im Bereich Cybersecurity bei TÜV Rheinland.

Fehlermeldungen oder schlechte Verbindungen verleiten einen schnell dazu, auf andere Software-Lösungen zurückzugreifen. Diese unkomplizierten und im schicken Design programmierten Anwendungen arbeiten tadellos und sorgen für eine schnelle und stabile Verbindung. Allerdings kommt bei geschäftsrelevanten Themen, die über Videokonferenzprogramme besprochen werden, der Datenschutz viel zu kurz. Hier besteht die Gefahr des Verlustes von Geschäftsgeheimnissen.

Cybersecurity-Gedanke fehlt

Der Schutz vor fremden Zugriff auf die übertragenen Daten ist von immenser Bedeutung. Oft sind es auch die Hersteller selber, die Daten beispielsweise in die USA übertragen, wo keine europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) greift oder erlauben, dass die Daten an Dritte weitergegeben werden. Dazu Kiener: „In der aktuellen Situation kann ich nachvollziehen, dass man dazu neigt, Programme einfach zu nutzen, und Datenschutz und Cybersecurity zu vernachlässigen. Allerdings spekulieren Hacker genau auf diesen Umstand und machen sich diesen zunutze. Vor allem in der jetzigen Krise wird mit unseren Daten gehandelt. Nutzer sind daher gut beraten, genau hinzusehen und sich bei der Installation von Programmen die Datenschutzbestimmungen durchzulesen, bevor man diesen zustimmt.“

In den von TÜV Rheinland veröffentlichten Cybersecurity Trends 2020 wird unter anderem darauf eingegangen, wie der unkontrollierte Zugriff auf personenbezogene Daten eine Gesellschaft, die zurzeit mehr denn je auf die Vorteile der Digitalisierung setzt, destabilisiert werden kann. Auch, dass smarte Anwendungen schneller auf den Markt kommen, als sie abgesichert werden können. „Das Tempo bei der Entwicklung von Programmen, sorgt für Schwachstellen im Bereich der Cybersicherheit. Smarte Anwendungen sind in unseren Alltag zunehmend unentbehrlich. Dies macht solche Anwendungen zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle.“ betont Kiener.

Abschließende Bemerkung des Autors hier: Vier Endgeräte plus Aufnahme-Handy. Hinzukommen 3 Cloudanwendungen und natürlich der Büro-Arbeits-PC. Liegt man mit der Vermutung, dass manche Hardcore-Apologeten von „new und we work“ noch nie in klassischen Arbeitsumgebungen gearbeitet haben? Irgendwie müssen jetzt „Hybridarbeiter“ die echte Pionierarbeit übernehmen. Man sieht es mit einem nachsichtigen Lächeln.