Coworking, Homeoffice oder doch ’normal‘?

Wo und wie werden wir nach der Pandemie arbeiten?

Glaubt man einigen Studien geht der Trend weiterhin nach oben. Zwar verlangsamt durch Covid steigen die Zahlen dennoch weiterhin: 5 Mio. Corworker, also Personen, die von etwa 50.000 Leihbüros aus arbeiten, sollen es im Jahr 2024 sein. So die Zahlen. Eigentlich hätte man sie persönlich höher eingeschätzt. In Konkurrenz stehen die zeitweiligen Arbeitsplätze mit dem Homeoffice, das weiterhin die höchste Beliebtheit bei möglichen beruflichen Wirkungsstätten erfährt. Coworking Offices mit dem Kürzel ‚COS‘ bieten jungen Unternehmen, Homeoffice-Müden (‚WFH /Work from Home‘) und Selbständigen die Möglichkeit , für einen flexiblen Zeitraum einen Arbeitsplatz oder gar ein eigenes Büro zu modularen und eher überschaubaren Preisen zu mieten. Eine guten Überblick über die Angebote bringt ein Unternehmen, das unweit eines Rechenzentrums gelegen ist in Rhein-Main. Die nicht unabsichtliche Lage im Umfeld eines bedeutenden Netzwerkanbieters in einem der größten Internetknotenpunkt der Welt zeigt, wie sich die Nutzerschaft zusammensetzt und welche Nähe diese sucht: COS-Kunden sind sehr häufig der digitalen Wirtschaft zuzuordnen. Praktisch ist auch die Nachbarschaft für die Netzanbieter, können diese doch hier Personal rekrutieren, sich inspirieren lassen und zugleich für Sympathie und PR sorgen. Wenig beliebt ist bei den COSlern, die sich gerne über den Begriff ‚New Work‘ definieren mit reinen Büroflächenvermietern verwechselt zu werden. Ein zentrales Element ihrer Arbeit nennt sich Kollaboration, man begrüßt die Möglichkeit dem Nachbarn, der durchaus an ganz anderen Projekten sitzt über die Schulter zu schauen, von ihm zu lernen und sich gegenseitig auszutauschen. Dementsprechend sind auch die räumlichen Gegebenheiten konzipiert: sie lassen ein Nebeneinandersitzen aber auch Isolierung in speziell gestalteten lärmgedämpften Nischen zu. Es liegen wenig verlässliche Zahlen vor über die Anzahl von Personen, die in COSes arbeiten. Ein Anbieter nennt die Zahl von knapp 600 Spaces mit Spitzenplätzen in NRW, in Bayern und nicht so viel wie vermutet in Berlin. Die Menge der aktiven Personen liegt geschätzt bei 50.000 in Deutschland und weltweit für 2024 bei 5 Millionen. Eine überschaubare Zahl mithin, die verschwindend klein ist im Vergleich zu der Anzahl der Erwerbstätigen, die von zuhause aus arbeiten. Die Hans Böckler-Stiftung sagt hierzu „16 Prozent der Befragten in unserer repräsentativen Befragung unter Beschäftigten arbeiten) überwiegend oder ausschließlich zu Hause. Weitere 17 Prozent gaben an, abwechselnd im Betrieb oder zu Hause zu arbeiten.“ In absoluten Zahlen ausgedrückt sind dies insgesamt etwa 13 Mio. Menschen und ein Drittel der Beschäftigten.

Da fragt sich, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden für große und stattliche Neubauten von Bürohochtürmen. Vermutlich wird der sich weiter entwickelnde Trend zumindest bei sogenannten Wissensarbeitern und solchen, die ihre Jobs online machen können, dazu führen, dass von vier Arbeitssettings aus gearbeitet wird: WFH, COS, Office, Mobile., weniger jeweils substitutiv also nicht auschließlich, eher komplementär und im Wechsel.

Was treibt da der Berufszweig der Lehrer? „Alle wieder zurück in die Schulen“ lautet die Devise. Dies ist richtig und gut, denn gerade Kinder und Jugendliche brauchen für ihr Wohlergehen den persönlichen FacetoFace-Kontakt zu den Gleichaltrigen. Haben da die Evangelisten und Apologeten des Digitalen mit ihren begeisterten Beiträgen zu Apps und Verfahren noch etwas zu verkünden? Wohl weniger. Schade nur, dass das Twitter-Lehrerzimmer keinen Zähler hat für die Menge der diesbezüglichen Meldungen. Eines zeichnet sich aber ab: es wird zu einer situationsgemäßen Abkehr von Videokonferenzen und -kursen kommen. Gut möglich, dass die mit großem Aufwand erworbenen Laptops, Tablets und andere Endgeräte ihrer technischen Obsolenz entgegen stauben in Regalen und Lehrerzimmerschränken. Grund hierfür ist der fehlende empirische Beleg einer pädagogischen Wirkung (neben immanenter Statik des Systems, fehlender Verbindlichkeit und Umgangskompetenz). Lassen sich denn tatsächlich Fächer wie Musik, Kunst, Sport, Sprachen, Mathematik und Naturwissenschften besser oder teilweise digital gestützt vermitteln? Haben Pädagogen mit Fächern wie Deutsch und Sozialwissenschaften eine hohe „Bubble“-Wirkung? Zur ersten Frage: Ja, zur zweiten ebenfalls Zustimmung.

Messen solte man in ein, zwei Jahren auf verlässlicher Datengrundlage zumindest den zeitlichen Einsatz von digital basierten Methoden im Schulunterricht. Das Dickschiff Schule wird vermutlich noch einige Jahrzehnte benötigen, bis es begriffen und umgesetzt hat, was digitale Verfahren im Wissenserwerb bewirken können und wie wenig zukünftig ‚Vorratswissen‘ benötigt wird.

Abschauen kann sich die Lehrerschaft von ‚New Work‘ folgende Elemente:

  1. Zahlen und Empirie – Erstaunlich ist, wie wenig Zahlenwerke eingesetzt und unter Lehrern ausgetauscht werden zur systematisierten Beurteilung von Schülern im Gespräch mit Kollegen. Es mag sich verwegen anhören, aber da lohnt sich ein Blick auf …. ja, das Product Management mit seinen KPIs.
  2. Kollaboration: es ist ein Unding, welcher Zeitaufwand in Schulen getroffen wird mit Abstimmungen und Informationsvermittlungen. Hier sollten Organisations- und Abstimmungsplattformen genutzt werden. Lehrer tauschen sich bestenfalls gelegentlich in der Pause oder kurz bei einer Konferenz über Schüler systematisiert aus. Hier sollten – ein Graus für Datenschützer – digitalisierte und detaillierte Erfasungen zu Arbeitsergebnissen und Lernverhalten festgehalten werden. Diese böten enorme Möglichkeiten zur Identifizierung von Lernfortschritten und Erkenntnisse über Unterrichtsverfahren, die wirken oder eben nicht. Ex Post-Betrachtungen des Erfolgs des Unterrichtens sind dem System Schule leider fremd. Oder schon mal gelesen von einer statistischen Nachverfolgung der Erwerbsbiografien von ehemaligen Schülern?
  3. Die meisten Schulen in Deutschland bieten nicht nur einen gräuslichen Anblick sondern sind auch nicht darauf angelegt, Unterrichtende zu animieren, sich dort außerhalb des Unterrichts und Pausen aufzuhalten. Es fehlt sehr häufig schlichtweg an Räumlichkeiten, wo man sich in Ruhe oder mit mehreren über die pädagogische Arbeit auszutauschen kann. Um das Ganze aufzuheitern: Wann kommt der Tischfußball neben dem Lehrerzimmer? Wann das modulare Arbeitsbüro?
  4. New Work bedeutet vor allem auch Informationstechnologie zu nutzen. Zwar stehen in Deutschlands Schulen mittlerweile und nach jahrelangen Anlaufschwierigkeiten Smartboards, PCs, Tablets und WLAN zur Verfügung. Die Beispiele dafür, wie wenig diese Hilfsmittel eingesetzt werden, sind Legende. PDFs und frontaler Beamer- oder Teamseinsatz sind weit verbreitet. Individulisiertes, interaktives und Mulitimedia-gestütztes Lernen sind – auch wegen eines zögerlichen Einsatzes der Schulbuchverlage – selten.

Blick in die Zukunft

Der Bedarf an Büroflächen und Schulen verläuft parallel zur demografischen Entwicklung. Laut einer Prognose der Kultusministerkonferenz wird sich die Zahl der Schüler insgesamt bis 2030 gegenüber 2019 von 10,8 Mio. um 986.700 (9,2 %) auf 11,7 Mio. erhöhen, wobei die Schülerzahl in den Stadtstaaten jedoch bis in 2030 um 15,1 Prozent wachsen wird. Diese Zahlen zur Einschätzung des Platzbedarfs im Bereich schulische Bildung. In diesem Sektor werden neue Formen des Arbeitens kaum zu erwarten sein. WFH ist traditionell weit verbreitet, für COS besteht kein Bedarf. Chancen können aber wie zuvor dargelegt durch den Einsatz neuer Arbeitsorganisationen entstehen, die sich an New Work-Verfahren orientieren.

Die Menge der Personen, die einer erwerbsmäßigen Tätigkeit nachgehen, wird laut einer Prognose des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bei einem Bevölkerungsanstieg bis 2030 um 690.000 Personen nur um 20.000 sinken. Allerdings beschleunigt die Coronakrise den Wandel der Arbeitswelt. Rund 6,5 Millionen Erwerbstätige werden sich bis 2030 erhebliche neue Fähigkeiten und Qualifikationen aneignen oder eine Umschulung machen müssen, wie eine neue Studie des McKinsey Global Institute (MGI) zeigt.

Weitere vier Millionen Menschen müssen sich mit einem Berufswechsel anfreunden. Insgesamt sind in den kommenden zehn Jahren in Deutschland also rund 10,5 Millionen Berufstätige betroffen – 900.000 mehr als in Projektionen vor Ausbruch der Pandemie. Insgesamt geht es hier um etwa jeden vierten Arbeitstätigen.

Ursachen für den Wandel lauten Digital- und Robotisierung von Arbeitsabläufen. Da damit neue Berufsformen entstehen und diese wie bereits in den letzten Jahren erfahren gut in alternative Arbeitsörtlichkeiten wie COS und WFH funktionieren, ist mit einem Rückgang an Büroflächenbedarf herkömmlicher Form zu rechnen.

Was sich geändert hat. sprout 24
Homeoffice oben gefolgt von COS

Der Autor, Helmut Poppe, arbeitete in einem internationalen Medienkonzern als New Media-Leiter (damals „Plurimedia“ genannt), als Geschäftsführer eines europaweiten Marktforschungsunternehmens und im staatlichen Auftrag als Verantwortlicher für die Implementierung von digital getriebenen Lern- und Lehrformen.

Hier sein Artikel zu den acht Hürden des digitalen Wandels in Schulen.

Der Autor, Helmut Poppe, „Gewisse Urlaubsorte bieten spezielle Coworking-Optionen …“

Gute Nachrichten für lokale Radio-Vertriebsmitarbeiter

Lokale Medienvertreter werden in einem positiven Licht gesehen, weil sie sich um lokale Unternehmen kümmern. Das ist eines der Ergebnisse einer neuen Umfrage von Borrell & Associates unter 2.811 Unternehmen. Der Bericht zeigt detailliert auf, wie lokale Unternehmen ihre Marketingbudgets umschichten und welchen Platz das Radio in dieser Gleichung einnimmt.

Im Durchschnitt geben lokale Unternehmen 5 % ihrer Bruttoeinnahmen für Werbung aus. 30 % der 2.811 befragten Unternehmen planen eine Erhöhung ihrer Budgets, 46 % experimentieren mit neuen Plattformen. Der digitale Bereich dominiert weiterhin und ein Ende des Wachstums der digitalen Ausgaben ist nicht in Sicht.

Speziell für Radio geben laut Borrell 39 % der 2.811 befragten Werbetreibenden an, im Jahr 2020 Geld für das Radio auszugeben, und 20 % planen, im Jahr 2021 mehr auszugeben. Damit liegt Radio auf Platz 4 der Borrell-„Tiefenkarte“, wobei Social Media die Liste anführt. Fast 60 % der befragten Werbetreibenden gaben Geld für soziale Medien aus und 47 % planen, mehr für diese Plattformen auszugeben.

46 % der befragten Unternehmen gaben an, dass sie eine Selbstbedienungsmethode für den Kauf von Werbung ausprobiert haben, aber den Kauf über E-Mail bevorzugen. Borrell berichtet, dass Facebook aufgrund seiner Effektivität die wichtigste Social-Media-Plattform für lokale Unternehmen bleibt.

Borrell befragte zwischen April und Juni dieses Jahres 2.811 lokale Unternehmen zu mehr als 40 Fragen über Werbung und Marketing.

Quelle: RadioInk

„….46% have used a self-serve method of ad buying, but most prefer buying via email (Page 8)
➢ Facebook remains the top social media platform for use and effectiveness (Page 12)
➢ 56% of local advertisers use email marketing; average amount spent is $24,500 (Page 14)
➢ 5% of local advertisers are buying ads from Amazon (Page 12)
➢ Local media reps are seen in a positive light for caring about local businesses (Page 9)“

Schöne Darstellung einzelner Werbeträger, die in D so kaum zu erhalten sind.
Quelle: https://borrellassociates.com/