Schaut man sich die enormen Summen an, welche in TV, Radio und – wenn auch schwer nachvollziehbar in manche Online-Medienportale wandern – lohnt sich der Blick auf die Verteilung nach Anbietern, um sich ein Bild über die Dimensionen und das Preis-Leistungsverhältnis zu machen.
ARD und ZDF erhalten pro Jahr über 9 Milliarden Euro für ihre Dienste. Ein schon fast verschwindend klein zu nennender Teil rührt hierbei aus Umsätzen der Werbung nämlich 6%. Der Löwenanteil der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehprogramme stammt mit einem Anteil von 83% aus den Gebühreneinnahmen. ARD und ZDF erwirtschaften aus der Fernsehwerbung pro Jahr 326 Mio. Euro netto (Goldbach-Landesmedienanstalten-Studie), die ARD in deren Hörfunkprogrammen 216 Mio. . Dahinter steckt ein hoher Verwaltungs- und Regulierungsaufwand was die verschiedensten Zeitkontingente der neun ARD-Werbefunkverbände, die Verwaltung und Vermarktung anbelangt. Nicht verwunderlich ist, dass die privaten Audio- und Bewegtbildanbieter über die öffentlich gestützte Konkurrenz nicht sonderlich erfreut sind. Einige hiervon verlangen sogar eine Befolgung deren ursprünglichen Aufgaben nämlich zu informieren, zu bilden und zu unterhalten – und zwar in dieser Reihenfolge. Eine Diskussion, die seit dem Beginn der Privatfunkära besteht.
Gerne würden es die privaten Hörfunk Anbieter sehen, wenn die ARD auf Werbung in ihren Programmen verzichtet. Und diese Überlegungen hier, nicht nur um die gewaltigen Dimensionen aufzuzeigen sondern auch um das Preis-Leistungs-Verhältnis der Öffentlich-Rechtlichen zu hinterfragen. Ist es denn tatsächlich nötig, dass jeder einzelne der neun regionalen Anbieter der ARD vier oder mehr eigene Regional- und Zielgruppenangebote produziert und ausstrahlt? Es ist wahr, dass dort durchaus redaktionell gute Angebote produziert werden, aber sollte man nicht kulturell, regional oder an Altersgruppen ausgelegte Angebote besser national zusammenfassen? 60 bestehende Angebote lassen sich auch in 50 oder 45 Programmen darstellen. Die Gesamtkosten würden somit um 5% bis 10 % reduziert, was immerhin einige hundert Millionen Euro pro Jahr ausmacht. Diese Anmerkungen werden von dem Beitragenden dieses Artikels, einem ehemaligen Vermarkter von Hörfunkangeboten zugleich privatwirtschaftlich und öffentlich-rechtlich gemacht.
In der Schweiz gibt es derzeit eine Diskussion, ob die Zwangsabgabe für öffentlich rechtliche Anbieter abgeschafft werden soll. Der Aufwand ist hoch, um Programmangebote zu gewährleisten in den vier Sprachenregionen der Schweiz. Hier stößt unter dem Stichwort „No Billag“ die Zahlungsbereitschaft, 365 € im Jahr zu berappen auf Widerspruch. Befürworter der Initiative empfinden die „Billag“ als Zwangsgebühr und Bevormundung der Bürger. Sie werfen dem „ Koloss STG“ vor, trotz des vielen Geldes ein qualitativ mittelmäßiges Angebot zu produzieren. Aktuellen Befragungen zufolge spricht sich aber ein Großteil der Schweizer für ein Beibehalten der Rundfunkabgaben aus. Diese sind dreimal so hoch wie die hiesigen und auch kaufkraftindiziert weit über den deutschen Monatsbeiträgen von 17,50 €.
Deutschland erfreut sich eines sehr tiefen und qualitativ hohen Medienangebotes. Das sieht man nicht nur bei den klassischen elektronischen Massenmedien sondern auch besonders bei dem bestehenden Printangebot. Unsere Tageszeitungen verlieren leider zunehmend ihre Leserschaft und entsprechend Vertriebs- und Werbeerlöse. Sogenannter Paid Content in den epaper-Ausgaben macht diese Verluste nicht wett. Hier spielt der Wettbewerb um Zeit, Aufmerksamkeit und Werbeerlöse eine große Rolle. Der Vorwurf des Printlagers eines fehlenden Fairplays gegenüber Content-Aggregatoren wie Suchmaschinen ist verständlich.
Qualität hat ihren Preis. Aufgabe der Verleger ist, dies den Konsumenten klar zu machen, Aufgabe des Gesetzgebers, unfairen Wettbewerb zu verhindern.
Dass in Deutschland niemand unwissend sein muss, lässt sich mit einer zum Glück bestehenden Einrichtung belegen: Den Stadtbibliotheken. Eine Jahresmitgliedschaft kostet durchaus nur sehr überschaubare 20 €. Hierfür bekommt man neben qualitativ guten Büchern, Tageszeitungen und Wochenmagazine. Kennt man deren Jahresabogebühren von vielen hundert Euros, sieht man den Wert solcher Einrichtungen des Lesens nicht nur auf der Kostenebene. Hier wird außerdem nicht nur „gebildet“ sondern auch unterhalten. DVDs gehören auch zum Angebot.