Lyrik vs. Robot – Die politische Ansprache zum neuen Jahr

Es ist schon bemerkenswert, wie sich der politische Diskurs über die Jahrzehnte ändert. In Frankreich ging es bei der Neujahrsansprache 1974 des damaligen Präsidenten Giscard d’Estaing um Blumen, Bäume und Erfahrungen der Menschen. Die Zeitung Libération hat die Rede des jetzigen Präsidenten Macron analysiert – das Wort “Arbeit“ kam, angesichts der aktuellen Streiks nicht weiter verwunderlich – häufig vor. Die Ansprache war insgesamt deutlich länger als diejenigen seiner Vorhänger mit 2.200 Wörtern. Das Libé-Zeitungs-Lab, ja so etwas leistet sich zukunftsweisend die Tageszeitung, hat  einen Neujahrsreden-Generator für Präsidenten erstellt. Die daraus automatisiert aus vorhergegangenen Ansprachen erstellten Texte kann man verteilen. Ja, auch das  ist „share economy“.

Ersparen möchte man dem Leser eine versuchsweise angestellte automatische Übersetzung des d’Estaing-Textes mit mehreren online-Apps. Hier eine händische Version der Endpassage aus 1974 – tja, das waren noch lyrische Zeiten:

„…1974 war ein Jahr, in dem Bäume und Blumen wuchsen, in dem sich Menschen begegneten, in dem andere lernten und produzierten und Dinge entwarfen. 1974 war ein Jahr für uns, das Teil unseres Lebens ist und das wir nie mehr erleben werden. Adieu 1974 , sei gegrüßt 1975 …“

Unsere Bundeskanzlerin beließ es in ihrer gestrigen Ansprache 45 Jahre später bei 865 Worten. ‚Key words und Tags‘ waren, wie man neuerdings sagt: Zuversicht, gute Jahre, Stärken, digitaler Fortschritt, Bildung, Arbeitsplatz, Erde, Klima, Kinder und Enkel,  Erfindergeist, Zusammenleben, Soziale Marktwirtschaft, Kommunen, Hass und Gewalt, Europäische Union, Afrika.

Hier die Textversion.

Ein Repertoire von über 10.000 Textbausteinen zu allen möglichen Redeanlässen und –themen bietet mit händischer Unterstützung durch Redakteure cicero.

Wie der „Obama Textgenerator“ funktioniert, kann man hier nachlesen.

Das Wochenmagazin Der Spiegel stellt auch einen vor.

Bundeskanzlerin.de

Beitragsbild: Libération

 

Jeder sein eigener Künstler – Übersehen wir digitales Wetterleuchten?

Manch einen packt nach einem Besuch der sensationell gut besuchten van Gogh-Ausstellung im Frankfurter Städel die Lust, auch in Bildern zu denken. Wir zeigen, wie er dem nachkommen kann.

Gerade die Senioren greifen im Städel beim Rundgang rasch und anhaltend zum Handy und lichten die Exponate ab, zumindest dort wo es erlaubt ist. Der Museumsbesuch wird bildungsfördernd mit allerlei digitalen Hilfsmitteln wie Audioerläuterungen, Texten und Grafiken unterstützt.

Der Besucher freut sich, in den Kunsthallen auf ein kostenloses Wlan zugreifen zu dürfen. Die Exposition ist mit drei Begriffen zusammengefasst:  kassiert an Werken van Goghs und ihn in Deutschland bekannt gemacht, hat ein Berliner Kunsthändler mit dem naheliegenden Namen Cassirer, eine junge Verwandte tat ihr Übriges. Legenden um das abgeschnittenen Ohr  – hier gab es offensichtlich ein Bemühen, ‚Content’ und ‚Storytelling‘ zu erzeugen, so wie man heute sagen würde, sorgten für eine erhebliche Marktwertsteigerung der Bilder. Dieser van Gogh-Mythos regte viele männliche  Künstler  an, dem Niederländer nachzueifern.

Demjenigen, der  in der dunklen Jahreszeit künstlerische Regungen empfindet, natürlich auch außerhalb, sei eine der vielen Zeichen-Apps empfohlen.  Besonders überzeugt hier Painnt, wohl gemerkt mit zwei  n, das Fotoumwandlungen erzeugt, die verblüffend großen Vorbildern wie Picasso oder van Gogh ähneln. Herunterladbar ist die App in den üblichen ‚Stores‘, auch für Apple und Windows. In unserer Bildergalerie sind das Original und zwei Produktionen dargestellt. In einer Bezahlversion entfällt das Wasserzeichen, die Bilder sind dann hochauflösend auf dem eigenen PC oder Tablet zu speichern.

Das Original, Skyline-Blick, rechts Frankfurter Eiserner Steg

Schlendert man durch das Untergeschoss eines  bekannten Elektronikhandels in der Rhein-Main-Metropole, kann man einem 3-D-Drucker bei der Produktion von kleinen Tannenbäumen zuschauen. Auch diese ‚Halb‘ -digitale Technik  hat mit Kunst zu tun. Die genannte Bildbearbeitungs-Software kombiniert mit einem 3-Dr-Drucker würde entsprechend programmiert auch kräftige oder je nach Wunsch feine Spachtel-und Pinselstriche auf Leinwand erlauben. Damit ist der Weg nicht weit zu mehr oder weniger perfekten Kunstfälschungen und zu gänzlich neuen Werken mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz ohne Zutun der menschlichen Hand. Was den Marktwert solcher Produktionen betrifft, wird aber mit Sicherheit das Original weiterhin den höheren Wert behalten.

Jetzt schon lassen sich Musikkompositionen digital erstellen.  Dieser Artikel wurde – und das sei versichert – nicht mit künstlicher Intelligenz geschrieben. Aber auch dies wird in der Zukunft möglich sein, wenn es nicht bereits, zumindest in Ansätzen, noch nicht der Fall ist. Sehen wir ein Wetterleuchten am digitalen und medialen Horizont?

 

Beitragsbild: David Moum

Wo Werbung, Print, Politik in Radio/Audio zusammen kommen

Neuerdings nennt sich Radio  nicht mehr … Radio sondern Audio. Senior-Experten ist noch der Begriff „Funk“ in Erinnerung. Geschicktes „Framing“ der neu Hinzugekommenen? Mit zahlreichen Innovationen – wie soll es auch anders sein  aus dem Digitalen – erhält das weiterhin enorm erfolgreiche Medium einen Push und wandelt sich. Gab es vor zehn Jahren in Deutschland 350 Sender sind es nun 438, die durchschnittliche Radioverweildauer aller Deutschen beträgt beachtliche 4 Stunden 9 Minuten an einem Werktag.  55 Millionen Deutsche hören Audiomedien. Radiosendern wird die höchste Glaubwürdigkeit als Nachrichtenquelle geschenkt (Zahlen MA 2019 I, GIK). Podcasts sollen laut einer PwC-Studie das beste Werbewachstum erfahren mit einer internationalen Steigerung von knapp 30% bis 2023, wohingegen die gesamte Medien- und Unterhaltungsbranche in diesem Zeitraum nur um etwas mehr als 4 % zulegen wird.

Ein Element der Transformation in der neuen Audio-Medienwelt stellen Podcasts dar. Solche Produktionen können unterhaltende oder informierende Beiträge sein, die in Serienform hergestellt werden und zeitversetzt ’non-linear‘ abrufbar und auch herunterladbar sind. Hörspiele oder  bereits on air gewesene Beiträge sogenannte ‚replays‘ gehören auch zu dieser Kategorie. Zur Wiedergabe fungiert meistens das ubiquitäre Smartphone. Über tatsächliche Nutzerzahlen liegen unterschiedliche Zahlen vor, ob sie nun aus Eigeninteresse ‚hochgejazzt‘ sind oder nicht, sie zeigen auf jeden Fall einen durchschlagenden Trend: dieser geht  Richtung Personalisierung der Hörangebote wie es viele Sender und Digitalanbieter mit zahlreichen Channels vor exerzieren.

Schaut man in einem der vielen Radio-Aggregatoren nach, welche die einzelnen Angebote thematisch sammeln, findet man in der gut gemachten App Audials (Hallo Karlruhe 🙂 ) 242.000 Beiträge in englischer Sprache und etwa  22.000 auf Deutsch von  insgesamt 365.000  imventarisierten Beiträgen (Französisch 8552, Niederländisch 2013, Schwedisch 4872. Interessant wäre hierbei eine vergleichende Gewichtung nach Anzahl der Radio-/Audio-Hörer oder der Population insgesamt).

Rund um das weite Thema Gesundheit sind bei uns in Deutschland überdurchschnittlich viele Podcasts abzurufen. Natürlich gibt es in dem neuen Medienumfeld  auch gleich Audiobeiträge mit Empfehlungen, wie solche Podcast produziert werden: der Anbieter Kondensator z. Bsp. verteilt Tipps zur Besorgung von Sounds, die er auf der empfehlenswerten US-amerikanischen Plattform NPR gefunden hat. Urheberrechtsfragen kann und sollte man nachlesen, sich aber nicht die Freude am kreativen Schaffen verderben lassen.

Eine ganz andere Dimension stellen Mitschnitte von politischen Diskussionen dar, wie hier z. Bsp. ein auf audials gefundener Podcast von Ausschusssitzungen zu den Themen Grundsteuer oder Städtebauförderung. Kompliment an die Kuratoren der App, ja, auch  politische Diskussionen sind wichtig.

Solche innovativen Features tragen wirkungsvoll zur politischen Meinungsbildung bei. Mitschnitte von Ausschusssitzungen und Debatten im deutschen Bundestag sind auch als Videos in einer Mediathek abrufbar und ebenfalls in einer verschriftlichten Form. Im Speechtotext-Verfahren ergibt sich  ein attraktives Feld für Anbieter, die alle möglichen Audioproduktionen, das gesprochene Wort mithin, auch Radiosendungen, verschriftlichen und mit Schlüsselwörtern, Indices und Tags tiefe Analysen ermöglichen. Eine Inhaltsanalyse des Wortes ist ja bisher nur möglich über analoges und zeitintensives Mithören. Viel Vorstellungskraft wird da nicht viel abverlangt bei der Frage, was mit solchen Technologien alles abrufbar und identifizierbar ist. Inhalte und die zeitliche Messung von Werbung sind nur ein ganz kleiner Teil davon.

Mit „Text2Bot“ bringt ein umgekehrtes Szenario Printerzeugnisse in die Welt des Hörens: Das Hamburger Startup Bottalk verwandelt Nachrichtenseiten in Podcasts und  macht Verlagshäuser zu Podcastern. Da lautet die Aufforderung von Helmut Poppe, Radioexperte: „Reinhören und testen, ob Satzmelodie, Intonation und dergleichen stimmig sind. Anwendungen wie narrator’s voice überzeugen bisher nicht vollkommen. Spannend werden solche Anwendungen für einen Content-Auffütterung in zielgruppenspezifischen Channels der Radio/Audio-Anbieter. Für Printverleger liegen die Vorteile auf der Hand, sie gewinnen neue Kanäle und Chancen für die Erschließung zusätzlicher Erlösquellen„.  Nach Angabe der Gründer werden große Potenziale  im Bereich digitaler Gesundheitsanwendungen gesehen. Und da schließt sich der Kreis zu der eingangs festgestellten thematischen Favorisierung.

Hier ein Beispiel der Podcasts aus dem Bundestag. Es führte durch die Sendung – pardon – Anhörung MdB Bettina Stark-Watzinger souverän mit einer klaren, freundlichen Stimme. Das PA-System in unserer Volksvertretung scheint auch exzellent zu sein.

Bald findet in Paris eine für Radiomacher und für Vertreter von Unternehmen rund um die Branche konzipierte wohl größte Radio-Audiomesse in Europa statt. Für Fachbesucher ist der Eintritt frei!

#EuropeRadioShow

@DasMedienZentrm

#radioszene

 

MdB Bettina Stark-Watzinger, screenshot Mediathek Deutscher Bundestag

Andere Bilder: screenshots audials.

La puissance de la voix – DABplus et Podcasts (version française), unten auf Deutsch

Si vous écoutez des stations TALK françaises, la question se pose encore et encore: pourquoi ce format ne fonctionne-t-il pas chez nous autres en Allemagne? OK, il y a DLF* et DW*. Mais est-ce que  celles-là, offrent-elles des programmes suceptibles à trouver de l’audience dans 10 ou 20 ans? (on entend le cliquetis des glaçons dans les verre à whisky et le râclement des pantoufles, hihi).


Du travail d’orfèvre. Capture d’écran France 2

Avec DABplus et le streaming, il serait en fait possible de créer et de distribuer un programme radio attractif en masse. L’argument que les plages cumulées des quarts quart d’heure produisent un temps d’écoute court n’est pas tout à fait valable: il suffit d’écouter Radio RMC. Une analyse de programme montre rapidement comment les réalisateurs dans cette station procèdent habilement: 28 éléments en 15 minutes (call ins, contributions du modérateur, jingles, publicité, teaser, news teaser, news…), le tout intégré dans des modérations doubles et triples et avec un fil très personnel vers les auditeurs, genre coucou aux voisins. Les interlocuteurs ont souvent bien plus que 80 ans, ils sont boulangers (horaires matinaux obligent) ou camionneurs. Un tel format fonctionnerait-il aussi rive-droite chez nous ou est-ce que latins sont-ils seulement plus enclins à causer? Possible …..

Vive la France en tout cas – pas seulement à cause des personnes âgées dynamiques. Il est également intéressant de noter que les 4 principaux fournisseurs de programmes radio proposent des images animées en parallèle c’est à dire un programme simultané TV.

Mathieu Gallet avec sa plateforme Majelan : 75% des auditeurs seraient prêts à payer. Screenshot France 2

Un élément très important du succès est certainement la VOIX des présentateurs. Complétée par la présence et le format live, LA VOIX est le facteur clé du succès des radios – et non forcément les podcasts ou in simpre moyen de distribution tel que le DABplus. L’auditeur ou l’auditrice ne se soucient pas de savoir quel canal il ou elle utilise pour la réception. Il est même certain, qu’ils ne savent même pas quel canal ils écoutent. Les podcasts auront une certaine chance avec une utilisation modulaire dans les programmes en direct existants.

Commentaire Helmut Poppe, expert radio privée de la première heure :
„La voix et l’expérience en direct sont les éléments porteurs de transformation des radios qui veulent réussir- les podcasteurs peuvent utiliser les voies de diffusion soit les programmes en direct ou des offres modulaires que les stations radio UKW proposeront éventuellement dans l’avenir. Reste à voir si l’utilisation non-linéaire sera largement répandue ou s’il reste une niche. Quoi qu’il en soit, il est bon que de nouveaux éléments trouvent leur place dans un média culturel et de masse qu’est la radio et assurent ainsi une innovation et une transformation importantes“.

*DeutschlandFunk, Deutsche Welle

 

Die Kraft des WORTES – DABplus und Podcasts

Hört man sich französische Talk-Sender an, stellt sich immer wieder die Frage, warum dieses Format nicht bei uns in Deutschland funktioniert. OK, es gibt DLF* und DW*. Die können es ja aber nicht sein (Klinkern der Eiswürfel im Whiskyglas ist zu hören und das Schlurfen der Pantoffeln, grins).

Das ist Feinarbeit. Screenshot France 2

Mit DABplus und Streaming wäre es doch eigentlich gut möglich, ein massenattraktives Radioprogramm zu erstellen und verbreiten. Dass die kumuliertenViertelstundenreichweiten geringe Hördauer erzeugen, zieht nicht so ganz: man  möge sich einmal Radio RMC anhören. Eine Programmanalyse zeigt rasch, wie die cleveren Macher dort ansetzen: 28 Elemente in 15 Minuten (call ins, Moderatorenbeiträge Jingles, Werbung, Nachrichtenteaser, Nachrichten ….), das Ganze eingebettet in Doppel- und Dreifachmoderationen uuuund  mit einem sehr persönlichen nachbarschaft-freundschaftlichen Draht zu den Hörern. Diese können durchaus über 80 sein. Funktioniert solch ein Format auch rechtsrheinisch bei uns, oder plaudern die Nachbarn auf der anderen Seite des Rheins und andere Latinos eher nur gerne? Könnte schon sein.

Vive la France jedenfalls – nicht nur wegen der rüstigen Senioren. Interessant auch, dass die 4 großen Anbieter durch die Bank Bewegtbild parallel anbieten.

 

Mathieu Gallet mit seiner Plattform Majelan: 75% aller Hörer wären bereit zu zahlen. screenshot France 2

Ein ganz wichtiges Element des Erfolges ist mit Sicherheit die STIMME der Moderatoren. Ergänzt mit der Präsenz und Echtzeit ist THE VOICE der Schlüsselfaktor erfolgreichen Radios – nicht Podcasts oder DABplus. Dem Hörer ist es gleich, über welchen Kanal er empfängt. Im Zweifel weiß er gar nicht, über welchen er gerade hört. Podcasts werden eine gewisse Chance haben mit modularem Einsatz in bestehenden Live-Programmen.

Kommentar Helmut Poppe, Privat-Radioexperte der ersten Stunde:
„Stimme und Live Experience sind die tragenden Elemente erfolgreichen Radios – meinetwegen ‚Audios‘ 🙂 – die Podcast-Anbieter können die Chance nutzen ‚live‘ gestreamte Angebote oder modulare Angebote für UKW-Radiosender  zu erstellen. Ob eine non lineare-Nutzung eine weite Verbreitung findet, wird sich zeigen. Gut ist auf jeden Fall, dass neue Elemente in dem Kultur- und Massenmedium Radio Einzug finden und für wichtige Innovation und Transformation sorgen.“

Beitragsild: Prince Abid – unsplash

*DeutschlandFunk, Deutsche Welle

 

#majelan
#EuropeRadioShow
#radioszene
#france2
@dasmedienzentrm

 

10 € only!

„Metallteile und Knochen im Kinderbrei, Plastik im Speisefisch, Byphosat im Urin, Aluminium im Deo, das ist ja wie Autowerbung in Radio France Inter…“

So gehört in einem spaßigen Beitrag zur besten Zeit auf dem staatlichen Sender France Inter. Die junge Dame dort muss sich nicht um ihr Geld kümmern, schließlich geht ihr Gehalt und das der über 5.000 Kolleginnen regelmäßig ein. Es ist interessant einmal zu sehen, welche Summen in den beiden Ländern Frankreich und Deutschland an Radiowerbung investiert werden,  und wie sehr diese Beträge zur Tragfähigkeit und der Existenz eines der größten Massenmedien beitragen.

Eine Zahl sei verraten, die 10. Much ado about nothing?

Einnahmen aus Werbung stellen für privatwirtschaftliche Sender so ziemlich die einzige Erlösquelle dar mit der sie ihre Aktivitäten betreiben können.

Privatradio- und TV wurden in beiden Ländern in den 1980er-Jahren sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland zugelassen, um das Sende- und Meinungsmonopol zu brechen und um mehr Wettbewerb im Medienmarkt zu ermöglichen. das zur Historie – und heute? ….

Zu den Zahlen aus dem Kommerz:

Ein Vergleich ist annähernd möglich bei Beachtung der Messkriterien Brutto-Netto-Investitionen, der Ausgaben pro Kopf und nicht wie üblicherweise in Reichweiten (Altersgruppen, Zeit und Art der Erhebung, Grundgesamteinheiten), lokale und überregionale Werbung und deren Abgrenzung sowie weitere Faktoren.

Hier die erstaunlichen Zahlen:

Frankreich:
Einwohner 67 Mio. (Insee), Werbemusätze Radio 701 Mio. €, Bump
per capita 10,46 €.

Deutschland:

Einwohner 82,8 Mio., (Eurostat), Werbeumsätze Radio 834 Mio., (Quelle: Vau.net und Nielsen)
per capita 10,07 €. 

Was sagen uns diese Werte?

Erstaunlich schon sind die ziemlich ähnlichen zweistelligen Zahlen und deren relative  Überschaubarkeit. Kritiker dürften sich sogar zu der Äußerung hinreißen lassen „ So viel Lärm für wenig?

Spaß beiseite, über 450 Radiosender in Deutschland und 1250 in Frankreich (!) tragen nicht nur zu mehr redaktioneller Vielfalt bei – dies alleine ist schon ein wichtiges Pfund bei der Argumentation für private  Regional – und die zahlreichen Lokalsender. Ganz wichtig ist deren Nähe zu den Hörern, und hier eröffnet sich dem weiterhin jungen Medium eine große  Zukunft: in einer Epoche in der enorm viel Zeit in sozialen Medien von breiten Bevölkerungsschichten verbracht wird, steht ihnen Tür und Tor auf für andere Formen der Kommunikation – ein Format lautet hierbei „TALK“!

Auf dieses Format wird an dieser Stelle in einem Ländervergleich ausführlich eingegangen. Auch wird der wirtschaftliche Erfolg ausgewählter Sender  auf der Basis erreichte Hörer und erzielte Umsätze analysiert. Welche Rolle spielt hierbei wohl das WORT?

An dieser Stelle ein VERANSTALTUNGSHINWEIS für Radio-Professionals

 

#europeradioshow

 

Indicateurs radio, Bump, lalettre.pro

Spotifys neues Angebot „Daily Drive” – Optik auf ersten Blick eher bescheiden

KURZTEST: Programm aus personalisierter Musikauswahl mit Nachrichten von Deutschlandfunk und Podcasts etablierter Printpublikationen wurde gestartet.
Ein Bericht.

Michael Krause, Managing Director Spotify Central Europe sieht die Position des Anbieters gestärkt, da er als erster Streaming-Dienst Nutzern Playlists mit einem Mix aus Podcasts und Musik anbiete. Ein weiterer Clou soll darin bestehen, dass tageszeit- und stimmungsabhängig die Playlist und der Nachrichtenstand regelmäßig aktualisiert werde.

Nun denn, richtig attraktiv sieht das Ganze optisch zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aus. Die Audioinhalte sind wohl eher etwas eklektisch und kulturlastig. Richtige Livestimmung mag da nicht aufkommen. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass rasch einige Contenterzeuger gefunden werden mussten, um ein vorzeigbares Ergebnis zu produzieren. Auch der Begiff „Daily Drive“ wirkt ein wenig gewollt, wer hört sich solch ein kuratiertes Audio-Angebot im Auto an?

Mit KI für die automatisierte Nachrichtenerstellung und mit spritzigen Live-Moderatoren kann sich das Formatieren von Radioprogrammen aber in der Zukunft heftig wandeln. Werden Wetten eingegangen, wann es so weit ist?

Irgendwie könnte man schon das Gefühl haben, dass die deutschen Radioanbieter unter Innovation Dinge sehen wie ‚programmatic‘, ‚podcasts‘, ‚voice assistants‘ und ’streaming‘ überhaupt. Nur was geschieht Richtung Programmgestaltung mit wirklichen Innovationen? Ein nationales Talkprogramm zum Beispiel, das breite Hörergruppen begeistert und zu Interaktion einlädt, steht aus. Dies in einer Epoche, wo enorm viel Zeit in sozialen Medien mit politischer Meinungsäußerung aller Couleur verbracht wird. Dies sind Mediennutzungszeiten, die Radio Gefahr läuft zu verlieren.

Zur Erinnerung, Radio gemany.net hatte diesen Ansatz – nämlich prgrammiertes Radio -bereits 1999! Und zu diesem Zeitpunkt dachte man schon an robotisierte Wortredaktion … die Musik gab‘s allerdings noch von CDs.

Im Bild die Auswahl des Programms „Daily Drive“ getestet mit einem Premium Account. Das Angebot besteht auch im werbefinanzierten kostenfreien Stream.

8/8: Acht berufliche Stationen in …. 8 Jahren

Medienanbieter verlangen jungen Arbeitnehmern viel ab.
Trifft auch für Audio zu.

Beim Lesen von Lebensläufen und beruflichen „Werdegängen“  in der Audio-/Radiobranche springt einem ein  Muster ins Auge:  lief es früher eher ‚steady‘ ab, sind heute rasche Wechsel angesagt.

Im Rahmen von zwei Teilaspekten einer Branchenanalyse  „Reichweiten und Werbung UKW vs Streaming“  und „Innovationskraft der Medienlandschaft“ (mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt), auf Berufsbiografien gestoßen, die viel aussagen über Einstellungen und Verhaltensmuster verschiedener Generationen.  Nicht unüblich sind heutzutage ein halbes Dutzend Jobwechsel  im Audio-Radiobereich binnen weniger Jahre und dann, wenn der junge Berufseinsteiger Glück hat,  der Wechsel zu einem – zumeist internationalen – Anbieter, der dann auch noch häufig in der Bundeshauptstadt sitzt.  Diese nehmen gerne Youngster aus dem digitalen Bereich, denn gerade von dort kommen ja auch schließlich die Wettbewerber. Von den Neueinstellungen erhofft man sich wichtige Impulse,  gewonnen aus den gesammelten Erfahrungen in den verschiedenen Stationen rund um Audio.

Schauen die Recruiter über fehlende Jahresangaben und Lücken im CV hinweg? – oder greift man auf den erfahrenen Door Opener zurück in der Person eines persönlichen Coachs? Sabbaticals und Elternurlaube sind durchaus zu finden, und diese zeigen eine gewisse Distanz der Berufseinsteiger zu konsequenten Karrierezielen und für das Besteigen einer Hierarchieleiter. Ganz spannend in diesem Umfeld  auch das häufige Kleben an dem Berliner Standort, zur Not wird auch flexibel und remote gearbeitet. Die internationale Adresse bleibt bewahrt und der relocation-Service, wenn es ihn denn gibt, wird nicht in Anspruch genommen.

Erfindet sich Radio mit solchen Biografien neu?

Ein Blick auf die CVs alt Eingesessener, lässt bei leitenden Funktionen häufig eine einzige Position erkennen, der  Marketingleiter, Senderchef oder der  verantwortliche Redakteur ist mitunter schon seit dreißig Jahren dabei. Haben diese Weichensteller den Willen und das digitale Know-How,  Neues zu fördern und zu entwickeln? Können Sie – gerade bei regionalen Strukturen – Entscheidungen bei den Gesellschaftern durchboxen? Auf jeden Fall bringen sie eine Menge Wissen und Erfahrung mit und können Vergleiche anstellen. Dies dürfte den Neueinsteigern schwerer fallen.

Denen fehlt häufig fundiertes Mediawissen und der Zugang zu den Entscheidern über Mediabudgets in Agenturen und bei den Werbekunden. Neueinsteiger haben zwar einen formal wesentlich höheren Bildungsstand als den, die Radioleute vor dreißig Jahren mitbrachten. Quervergleiche zu Geschäftsmodellen früher und jetzt mit digital getriebenen, fallen ihnen aber häufig schwer oder sind ihnen schlichtweg nicht möglich. Schenkt man den Aussagen von Personalern im Radio Glauben, schreckt die Jungen auch noch anderes ab. Hieß es vor gar nicht so langer Zeit noch „Hauptsache was mit Medien“, hat der Andrang junger Berufseinsteiger bei Radioanbietern deutlich abgenommen. Gründe hierfür sind zu finden  in der doch insgesamt heftigen zeitlichen  Beanspruchung bei den Medienanbietern und bei dem abverlangten Input. Digitale Welten erscheinen zudem attraktiver und bieten mehr Glitzer und Spielfeld. Bestätigung für diese ‚Unverbindlichkeits‘-These und eine mangelnde Work-Balance- findet man in Beurteilungen auf entsprechenden Plattformen und in Gesprächen.

Wie steht‘s mit der Zukunftsfähigkeit? Kann sich Radio mit solchen Konstellationen neu erfinden?

Die Audio-Radiobranche in Deutschland ist insgesamt recht überschaubar. Zwar ist durch die neuen Streaminganbieter die Anzahl der Stationen auf über 400 gestiegen. Die Menge  der Entscheider aber, tätig  in einem  halben Dutzend der maßgeblichen Ketten, liegt in einem zweistelligen  Bereich. Dies ist nicht viel in einer Branche, die unter 20.000 Mitarbeiter in Deutschland zählt. Der Altersdurchschnitt des Personals in diesem überschaubaren Geschäftsfeld liegt eher bei dem Durchschnittsalter der Radiohörer gesamt, was einige Frage offen lässt. Auch hier hat sich viel geändert in den letzten Jahrzehnten, früher waren die Belegschaften durchweg jung – in der jungen Privatradiowelt.

Fazit also: von unten drängen neue mögliche Impulsgeber vor, die mit angezogener Handbremse einsteigen. Oben – altersmäßig – wird mit Interesse auf neue Entwicklungen geschaut und durchaus auf technologische Entwicklungen reagiert, Stichwort Channels, Streams, Podcasts und Sprachassistenten. All diese Neuerungen verlangen hohe Investitionen. Solange Radio brummt, und dies tut es, wird die Zukunft finanzierbar sein. Letztendlich entscheidet der Hörer. Das Verständnis für ihn gewinnt man aber nicht über Hype-Begeisterung für Technik und weniger wie behauptet über Tracking und „user insights“. Die neuen Technologien  dienen alleinig als proaktiver Distributionskanal. Proaktiv, da man den Radio-Markt  nicht den GAFAS überlassen will. Die wahren Erfolgselemente  lauten BEGEISTERUNG der Hörer kreieren und die passion for radio der Macher. Dies geht über Interaktion, Mitmachen, Talk und neue Programmformate überhaupt.

Solche Transformationselemente stammen aus der Contenterzeugung , dem Programmbereich, dem produkt an sich. Personal-Incentives, eine mitarbeiterfreundliche Gestaltung der Work Life Balance, die Hilfe bei der eigenen beruflichen Entwicklung und die Unterstützung interner Betriebsabläufe – jetzt kommt IT zum Zuge – durch IT-getriebene Verfahren, sind die wesentlichen Elemente zur Attraktivierung der Medien- und Audio-/Radiobranche. Mehr dazu hier an dieser Stelle, nach Ankündigung oder einfach vorbeischauen.

Nebenbei: der Autor  dieser  Zeilen befand sich in dem genannten Lebensabschnitt auch in ständiger Suche. Volles Verständnis also für die Neueinsteiger.

Erkennt man hier Wandel und …. Flexibilität?

 

Beispiele anonymisiert. Bild: clem-onojeghuo-unsplash

DAB+ etc. ….

Da meinen einige, dass bei der Diskussion, ob Webradios im Wettbewerb mit Dab+-Verbreitung verlieren: „Hier wird Selbstbetrug betrieben! In großem Maßstab. In meinem eigenen Umfeld kenne ich haufenweise Leute (mich eingeschlossen), die zwar DAB+ Geräte haben und die Sender auch abgespeichert haben.
Die aber kein DAB+ hören, sondern entweder noch die alte UKW-Ausstrahlung („ist einfacher und nicht schlechter“) bzw. den Internet-Stream (z.B. wegen Nutzung von Alexa & Co.)..“ (yes_mc)

So ist es. Man gewinnt den Eindruck, dass ‚Interessierte‘ das uralte Thema DAB+ hypen. 600 Mio. € können für die Umstellung Öffentlich-Rechtliche schon stemmen. (Sollen sie vllt. auch für die ‚Grundversorgung‘). Was bisher aber noch nicht deutlich gefragt wurde: Wie sieht es denn mit einer
v e r g l e i c h b a r e n Nutzungs DAUER aus? Und vergleichbaren Ermittlungsmethoden. Der Begriff ‚Streamsessions‘ sagt nicht viel aus. Steckt man alle Hörminuten fein getrennt nach DAB, Stream, UKW in einen Beutel, ist der Anteil von DAB minimal. Sieht man den Beutel als Ballon und schaut sich ihn 2030 an: wieviel Luft geht hinaus? Siehe auch #dasmedienzentrm

 

Im Bild: Privatfunker Helmut Poppe mit ex-Staatsminister Klaus-Jürgen Hoffie