Jugendträume

Hauptsache etwas mit Medien? Stimmt das noch oder ist dieser Wunsch mittlerweile von Berufszielen wie Heizungsinstallateur oder Schreiner-Influencer überholt?

Vor etwa zwanzig Jahren war es noch schick, sich für Jobs in den Medien zu interessieren. Offensichtlich haben sich die Berufswünsche junger Leute mittlerweile geändert. Fragt man sich bei den Zwanzigjährigen um, hört man je nach sozialem und geografischem Umfeld Interesse an einer beruflichen Verwirklichung in klassischen Berufen wie Verkäufer, Bürokauffrau, Mechatroniker oder im IT-Umfeld. Bei bildungsorientierten Zielgruppen steht weiterhin ein Studium der Betriebswirtschaft, Psychologie oder Politik an oberer Stelle, am liebsten an Hochschulen in den USA, Großbritannien, Singapur oder Australien. Formal bildungsmäßig denken viele Menschen an Jobs wie Gabelstaplerfahrer oder Nageldesigner.

Doch wie sieht es bei der vergleichsweise kleinen Gruppe der sogenannten Volontäre in deutschen Medien aus? Es handelt sich um einige Zehntausend Personen, die hauptsächlich in Printmedien ihren Berufseinstieg finden. Danach folgen TV und Radio, gefolgt von reinen Onlinemedien. Diese niedrigen Zahlen müssen im Zusammenhang mit den insgesamt 1,22 Millionen Personen in Deutschland bewertet werden, die laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2023 eine Berufsausbildung begonnen haben. Davon waren 34,6 % Frauen und 65,4 % Männer. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge betrug im Jahr 2023 469.900, was einem Zuwachs von 0,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Zuwachs war jedoch geringer als in den Vorjahren, als er jeweils über 5 % lag. Insgesamt ist ein Rückgang junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Medienbranche, wie Ausbilder berichten.

Personalverantwortliche in öffentlich-rechtlichen Anstalten bestätigen, dass sich die Berufsbilder bei Medien vermischen und somit auch die Ausbildungscurricula bei Redakteuren, Moderatoren und sogenannten „Contenterstellern“ in Medien. Bei privaten Anbietern wird dies ebenfalls bekräftigt.  Früher arbeitete ein Rundfunkredakteur in der Regel mit einem Tonstudiomitarbeiter zusammen, um einen Beitrag zu erstellen. Heutzutage kann er dies jedoch weitgehend alleine tun, da digitale Technologien dies ermöglichen. Die Texterstellung, Aufnahme, Nachbearbeitung und sogar das „On Air-Bringen“ lassen sich mit digitalen Technologien schneller und effektiver durchführen oder zumindest unterstützen.

In einem Folgebeitrag wird auch auf die zurückgehende Attraktivität von klassischen Medien wie Print und Radio und dort speziell zu dem Berufsbild Moderator für junge Zielgruppen eingegangen.

Dabei stellt sich die Frage nach der Rolle von Künstlicher Intelligenz.

Bekanntlich lassen sich redaktionelle Artikel schnell verfassen und Sprecherstimmen automatisch reproduzieren. Bilder und Videos können künstlich bearbeitet werden. Dies kann manche Jobs ersetzen oder die Arbeitslast verringern. Junge Menschen sehen diese Gefahr ebenfalls und überlegen, ob ein Job in den Medien trotz seiner Attraktivität genügend Sicherheit bietet.

Das Urteil über junge Leute, nach dem Motto „Viertagewoche bitte und kein Stress“, scheint überzogen zu sein. Allerdings stehen junge Menschen aufgrund des bestehenden Fachkräfte- oder besser Arbeitskräftemangels bei potenziellen Arbeitgebern in einer vorteilhafteren Position als zuvor. Es gibt eine Reihe von Studien, die belegen, dass junge Menschen bei der Auswahl eines Arbeitgebers auf Begriffe wie Purpose (Unternehmenszweck und -ziel), Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung achten.

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 75% der jungen Menschen in Deutschland bei der Auswahl eines Arbeitgebers auf die Unternehmenskultur achten. Dabei spielt die soziale Verantwortung des Unternehmens eine wichtige Rolle. 60% der jungen Menschen geben an, dass sie sich für ein Unternehmen entscheiden würden, das sich für soziale und ökologische Ziele einsetzt.

Unternehmen, die solche Versprechen erfüllen, haben einen Vorteil. Ein negatives Urteil von Enttäuschten ist schnell auf Plattformen verfasst, die ehemaligen Angestellten eine Möglichkeit zur Bewertung des Unternehmens bieten, wie zum Beispiel Kununu oder Glassdoor.

In Zusammenarbeit mit der FAZ und dem Hessischen Rundfunk lud das Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zu einem Berufsinformationstag ein. Dort sollten Fragen beantwortet werden wie „Was macht ein Redakteur bei einer Zeitung? Wie werde ich Moderatorin beim Radio und was bedeutet es, multimedial zu arbeiten?  Die Veranstaltung ‚Dein Start in die Medien‘ bot jungen Menschen Einblicke in den Job des Multimedia-Journalismus.

Es bleibt jedoch unklar, ob und inwiefern solche Veranstaltungen tatsächlich zu einer konkreten Umsetzung führen können, obwohl sie durchaus eine lebenslange Berufskarriere beeinflussen können. Oft sind es kleine Impulse, die zu Berufsentscheidungen führen. Die jungen Menschen von heute werden in Zukunft mit großen Herausforderungen konfrontiert sein, die durch technologische und demografische Entwicklungen bedingt sind. Medien spielen weiterhin eine wichtige Rolle im Leben der Menschen. Es bleibt abzuwarten, ob Spielereien wie beispielsweise der Trend der ‚Schreinerinfluencerin‘ oder andere Lifestyle-Beratungen sich positiv auf das Berufsleben und die Allgemeinheit auswirken werden.

Die Hörfunkschule Frankfurt befindet sich im Medienhaus der Evangelischen Kirche und hat bemerkenswerte Nachbarn wie die Wirtschaftsförderung der Stadt Frankfurt. Offensichtlich ermöglicht die nachlassende Nachfrage nach Büroräumen einen Sitz in einem so attraktiven Gebäude und Umfeld.

Kurzer Bericht von Medientagen München – Kritik sei erlaubt …

#RadioSalesWeekly No. 62 Kurzer Bericht und Meinung von RSW : #MTM21 audio, #Relevanz, #Wertschöpfung und immer wieder #Podcast, native ist es. #DAI Dynamic ad insertion: neue Technologie. Planbarkeit und Transparenz? 1 Milliarde #adspendings in US, plausibel? Unnötig hohe Latte. #Medienstrategie müsste anders vorgehen. #Emotionen, #Talk. Audio-Gipfel auf den Medientagen München 2021 #MTM21 Klar, neue Übertragunswege sind nötig, das Format Podcast hat aber immer noch nicht den Beweis angetreten, dass es tatsächlich so mächtig ist. Die Werbekunden ziehen in Deutschland jedenfalls nicht mit wie man bei den niedrigen Umsätzen sieht. Hört sich sehr kritisch an: Laufen da viele – im Eigeninteresse – einer Luftnummer nach? Remember Second Life, Clubhouse und Konsorten. Diese Überlegung relativiert durch den späten Riesenerfolg von Streaming mit den längst vergessenen Vorgängern NetscapeRadio und —- Spinnerdotcom. Damals noch mit 32 kB.

Impressionen von der European Radio Show

Short time out @ European radio Show

Artikel veröffentlicht am 31.01.2020 in radioszene.de

Internationale Tendenzen und Innovationen für Medienschaffende

Im Bild: Evelin und Helmut Poppe
Short time out @ European Radio Show

Den Veranstaltern der European Radio Show ist es dieses Jahr wieder gelungen, eine ungemein abwechslungsreiche Messe in Paris auf die Beine zu stellen. Die 3-Tagesveranstaltung, die in einem Kongressprogramm Roundtables, Diskussionen und Präsentationen anbot, verzeichnete nach Veranstalterangaben mehr als 8.000 Besucher vom 23. bis 25. Januar. Diese im Vergleich zu anderen Radioveranstaltungen sehr hohe Anzahl erklärt sich zum einen ganz einfach durch den freien Eintritt für Branchenakteure. So ist es auch Mitarbeitern der ‚dritten Garde‘ aus den Sendern und den umliegenden Branchen finanziell möglich, dem großen Branchentreffen in der historischen Halle de la Villette im Osten Paris beizuwohnen. Gerade diese Radioleute sind es ja schließlich, die wesentliche Innovationen einbringen und umsetzen müssen, und sie kamen zahlreich. Insgesamt gab es von allen Seiten ein großes Lob auch wegen der Vielfalt des Programms und der professionellen Organisation.

Besonders ins Auge fielen Neuigkeiten aus den Bereichen: Personalentwicklung, zur Fragestellung, ob Podcasts dasselbe Phänomen erfahren werden wie Videos auf YouTube, ob und was Frankreich und Deutschlands Radiomacher voneinander lernen können. 
Von der technischen Seite sind besonders drei Neuerungen bei Sender-Aggegratoren und Podcastsoftware zu erwähnen und … was vielleicht besonders zukunftsweisend ist, Innovationen zum Thema Tracking des Hörers, zur Profilbildung und zu der Berücksichtigung der hieraus gewonnenen Daten im Programm. Hier zeichnet sich eine Relevanz für das europäische Medienrecht ab. Eines ist klar, in Frankreich wird fleißig von Seiten des Staates Rundfunk reglementiert, was zur Folge hat, und was auch gleich an dieser Stelle eine Vorwegnahme der insgesamt gewonnen Erkenntnisse darstellt, dass Reglementierungen und hoher Wettbewerbsdruck, wie er in Frankreich viel mehr gegeben ist als in Deutschland … zu kreativen Lösungen führt.

Die deutsche Mediaanalyse MA weist 263 Sender aus, hinzukommen 78 erfasste Webradios. Im Vergleich dazu senden über 1.229 Anbieter in der gallischen Nation. Berechnet man die Netto-Werbeeinahmen auf Basis der Anzahl der Einwohner erhält man eine pro Kopf-Zahl an Werbeinvestitionen Radio von gut 10 € per Jahr in beiden Ländern, was manchen Sendereigner zu einem Stirnrunzeln bewegt, die diese Zahl naturgemäß als viel zu niedrig empfinden.
Einen Hinweis auf einen höheren Erfolg im Werbezeitenverkauf ergeben die auf Basis der gewichteten Einwohnerzahlen ermittelten Umsätze, Frankreich hat eine um 20% kleiner Bevölkerungsanzahl, gewichtet man die Nettowerbeumsätze dort entsprechend, ergeben sich zumindest gleich hohe Einnahmen insgesamt wie in Deutschland (Quelle: bump, Nielsen, VAU.net und ARD). Da das staatliche Radio in Frankreich auf 50 Mio. € Werbeeinnahmen gesetzlich limitiert ist, könnte man anteilsmäßig wie in Deutschland noch einmal etwa 200 Mio. hinzuschlagen. Im Ergebnis könnten die französischen Sender in der Gesamtheit also einiges mehr einnehmen als die hiesigen. Da sich die Reichweiten mit 76% Hörer gestern und in den Verweildauern ziemlich ähneln (Quellen: médiamétrie und MA), scheint linksrheinisch mehr Druck, Kreativität und Erfolg im Verkauf zu diesen höheren Zahlen führen. Diese vergleichenden Aufstellungen sind hier nachlesbar:

Von der Prorammseite fiel auf, dass in unserem Nachbarland stark auf das Format TALK gesetzt wird. Die vier großen nationalen Senderketten France Inter, dieser weiterhin und in Zeiten der Streiks die No.1 und Europe 1, RTL und Sud Radio betreiben nicht nur ein konsequent durchstrukturierte fast ausschließliche Talk-Angebote, sie nutzen auch im hohen Umfang begleitendes Bewegtbild und sehr viele Möglichkeiten für Hörer, um mit den Sendern in Kontakt zu treten. Die beiden in Deutschlands privaten Stationen wenig anzutreffenden Faktoren (da teuer und aufwendig) Reaktivität und Bewegtbild, führen offensichtlich zu hoher Akzeptanz und indirekt zu bedeutenden Werbeeinnahmen.

Programmerfolg und die Faktoren, die hierzu führen, laden zu einer Messung ein. Drei Anbieter stachen bei dieser Aufgabenstellung besonders ins Auge:

ACE misst Call ins und wertet diese Hörerreaktionen aus. Zusätzlich können mit dem gewonnenen Datenbestand bestimmte geplante Themen vorhersehbar gemacht werden nach Anzahl der redebereiten Hörer, deren Historie, Regionalität und Menge. Das Programm wird nach Angaben des Anbieters von führenden Senderketten im Programmalltag genutzt.

Yacast, misst im Auftrag der staatlichen Behörde CSA (diese ist teilweise vergleichbar mit unseren Medienanstalten) mit dem Instrument “Baromètre Radio” begleitend die Reichweiten des Forschungsinstituts Médiamétrie und verfolgt die „strategischen Zielsetzungen“, gemeint sind wohl Senderstrategien, deren Verhalten und Kontrolle. Da bei unseren Nachbarn der Anteil der einheimischen Titel und die Zeit/Wort-Anteile der Politiker eingehalten werden müssen, setzt die CSA ebenfalls auf diesen Dienstleister und eine Anwendung namens “MediaArchiver”.

NEUROMEDIA: Hier geht es (noch?) nicht um die Messung von Gehirnströmen oder gar um deren Beeinflussung sondern um detallierte Messungen des Hörerverhaltens. Diese zukunftsweisenden Anwendungen erlauben nicht nur, mit dem Produkt „CasterStats“ Audio- und Videostreaming zu erfassen und auszuweisen oder mit „TraxFlow“ Musiktitel zu steuern, mit dem dritten Angebot aus dem Portefeuille des belgischen Unternehmens wird – manch einer erinnert sich da noch an die vor zwanzig Jahren aufgekommene Schweizer Uhr, mit der Radionutzungsvorgänge gemessen werden sollten – jetzt hilft das Smartphone hierbei. Wie der Hersteller schreibt, sollen Radio- und TV-Inhalte digital, über UKW oder DABplus verbreitet erfasst und ausgewiesen werden.

Da solche Aufgaben auch zu dem Wirkungsbereich der deutschen Medienanstalten zählen, dürften diese sich bald solche offensichtlich bisher unerkannt gebliebenen neuen Entwicklungen näher anschauen. Bisher verlässt man sich auf Stichproben, die zumeist nicht automatisiert durchgeführt werden durch – wie man hört – Werksstudenten. Im Rahmen eines europäischen Medienrechts und mit der Zielsetzung „gleiches Recht für alle“ ergeben sich spannende Fragestellungen und neue Aufgaben. Diese sollen hier an dieser Stelle aber noch nicht besprochen werden.

Bleibt noch zu erwähnen, dass für den Alltagsbereich relevante Angebote (wieder-) in Paris entdeckt wurden: der von den deutschen Anbietern betriebene Radioplayer kann auch in Frankreich von dortigen Stationen auf Anfrage genutzt werden. Uns gefiel besonders auch der ebenfalls werbefreie Aggregator audials, der was wohl einzigartig ist, Mitschnitte gleich mit dem Handy oder dem PC erlaubt von den tausenden enthaltenen Radio- und Podcastprogrammen. Hier hat das Karlsruher Unternehmen eine ganz exzellente Anwendung geschaffen, die mehr Aufmerksamkeit in der Branche verdient.Wer es spielerisch mag und sich mit Podcasts vergnügen möchte, greife zu lilicast.com. Mit dieser einfach online zu bedienenden und exzellent assistierten Web-App lassen sich Produktionen rasch und optisch gut aufgemacht erstellen. Da griffen wir rasch zu. Die Frage, ob Podcasts die gleiche Erfolgsstory wie YouTube-Videos erfahren werden, wurde natürlich auf der European Radio Show auch gestellt. Syndikatisierungen stellen ein interessantes Modell dar. RTL Radio-Mann Christian Schalt nannte hierzu auch Erlösbeteiligungsmodelle in einer Roundtable am ersten Tag. Da bleibt nur die Frage einer zentralen Audio Landing Page, und diese steht bisher aus.

Roundtable auf der 
Hans Knobloch, Christian Schalt, Caroline Grazé, Vincent Benveniste,
Helmut Poppe bei der European Radio Show 2020
 (Bild: ©RADIOSZENE)
Hansi Knobloch, BR, Christian Schalt, RTL Radio; Caroline Grazé, radioplayer, Vincent Benveniste, DAVID Systemns, Helmut Poppe, Modertor des Roundtables

Wortbeiträge scheinen in Deutschland im Aufwind zu stehen, man beachte hierzu das neue MDR-Format „MDRfragt“ und weit über zehntausend deutschsprachige Podcast-Produktionen. Bei RADIOSZENE wurde auch jüngst über eine entsprechende Entwicklung bei der BBC berichtet. Eher skeptisch und philosophisch sah BR-Mann Hans Knobloch den Zustand des deutschen Radios „Jedes Land bekommt das Radio, das es verdient“. Podjock Gerry (Gérard) aus Liverpool und CEO von Podcast Radio, das Großes vorhat, meint, dass eher die Gesellschaft das Medium prägt. Er stellte jüngst auf LinkedIn sein neues Angebot mit einem real funny gemachten Video vor: „London wide – we cannot wait“.

Wo Werbung, Print, Politik in Radio/Audio zusammen kommen

Neuerdings nennt sich Radio  nicht mehr … Radio sondern Audio. Senior-Experten ist noch der Begriff „Funk“ in Erinnerung. Geschicktes „Framing“ der neu Hinzugekommenen? Mit zahlreichen Innovationen – wie soll es auch anders sein  aus dem Digitalen – erhält das weiterhin enorm erfolgreiche Medium einen Push und wandelt sich. Gab es vor zehn Jahren in Deutschland 350 Sender sind es nun 438, die durchschnittliche Radioverweildauer aller Deutschen beträgt beachtliche 4 Stunden 9 Minuten an einem Werktag.  55 Millionen Deutsche hören Audiomedien. Radiosendern wird die höchste Glaubwürdigkeit als Nachrichtenquelle geschenkt (Zahlen MA 2019 I, GIK). Podcasts sollen laut einer PwC-Studie das beste Werbewachstum erfahren mit einer internationalen Steigerung von knapp 30% bis 2023, wohingegen die gesamte Medien- und Unterhaltungsbranche in diesem Zeitraum nur um etwas mehr als 4 % zulegen wird.

Ein Element der Transformation in der neuen Audio-Medienwelt stellen Podcasts dar. Solche Produktionen können unterhaltende oder informierende Beiträge sein, die in Serienform hergestellt werden und zeitversetzt ’non-linear‘ abrufbar und auch herunterladbar sind. Hörspiele oder  bereits on air gewesene Beiträge sogenannte ‚replays‘ gehören auch zu dieser Kategorie. Zur Wiedergabe fungiert meistens das ubiquitäre Smartphone. Über tatsächliche Nutzerzahlen liegen unterschiedliche Zahlen vor, ob sie nun aus Eigeninteresse ‚hochgejazzt‘ sind oder nicht, sie zeigen auf jeden Fall einen durchschlagenden Trend: dieser geht  Richtung Personalisierung der Hörangebote wie es viele Sender und Digitalanbieter mit zahlreichen Channels vor exerzieren.

Schaut man in einem der vielen Radio-Aggregatoren nach, welche die einzelnen Angebote thematisch sammeln, findet man in der gut gemachten App Audials (Hallo Karlruhe 🙂 ) 242.000 Beiträge in englischer Sprache und etwa  22.000 auf Deutsch von  insgesamt 365.000  imventarisierten Beiträgen (Französisch 8552, Niederländisch 2013, Schwedisch 4872. Interessant wäre hierbei eine vergleichende Gewichtung nach Anzahl der Radio-/Audio-Hörer oder der Population insgesamt).

Rund um das weite Thema Gesundheit sind bei uns in Deutschland überdurchschnittlich viele Podcasts abzurufen. Natürlich gibt es in dem neuen Medienumfeld  auch gleich Audiobeiträge mit Empfehlungen, wie solche Podcast produziert werden: der Anbieter Kondensator z. Bsp. verteilt Tipps zur Besorgung von Sounds, die er auf der empfehlenswerten US-amerikanischen Plattform NPR gefunden hat. Urheberrechtsfragen kann und sollte man nachlesen, sich aber nicht die Freude am kreativen Schaffen verderben lassen.

Eine ganz andere Dimension stellen Mitschnitte von politischen Diskussionen dar, wie hier z. Bsp. ein auf audials gefundener Podcast von Ausschusssitzungen zu den Themen Grundsteuer oder Städtebauförderung. Kompliment an die Kuratoren der App, ja, auch  politische Diskussionen sind wichtig.

Solche innovativen Features tragen wirkungsvoll zur politischen Meinungsbildung bei. Mitschnitte von Ausschusssitzungen und Debatten im deutschen Bundestag sind auch als Videos in einer Mediathek abrufbar und ebenfalls in einer verschriftlichten Form. Im Speechtotext-Verfahren ergibt sich  ein attraktives Feld für Anbieter, die alle möglichen Audioproduktionen, das gesprochene Wort mithin, auch Radiosendungen, verschriftlichen und mit Schlüsselwörtern, Indices und Tags tiefe Analysen ermöglichen. Eine Inhaltsanalyse des Wortes ist ja bisher nur möglich über analoges und zeitintensives Mithören. Viel Vorstellungskraft wird da nicht viel abverlangt bei der Frage, was mit solchen Technologien alles abrufbar und identifizierbar ist. Inhalte und die zeitliche Messung von Werbung sind nur ein ganz kleiner Teil davon.

Mit „Text2Bot“ bringt ein umgekehrtes Szenario Printerzeugnisse in die Welt des Hörens: Das Hamburger Startup Bottalk verwandelt Nachrichtenseiten in Podcasts und  macht Verlagshäuser zu Podcastern. Da lautet die Aufforderung von Helmut Poppe, Radioexperte: „Reinhören und testen, ob Satzmelodie, Intonation und dergleichen stimmig sind. Anwendungen wie narrator’s voice überzeugen bisher nicht vollkommen. Spannend werden solche Anwendungen für einen Content-Auffütterung in zielgruppenspezifischen Channels der Radio/Audio-Anbieter. Für Printverleger liegen die Vorteile auf der Hand, sie gewinnen neue Kanäle und Chancen für die Erschließung zusätzlicher Erlösquellen„.  Nach Angabe der Gründer werden große Potenziale  im Bereich digitaler Gesundheitsanwendungen gesehen. Und da schließt sich der Kreis zu der eingangs festgestellten thematischen Favorisierung.

Hier ein Beispiel der Podcasts aus dem Bundestag. Es führte durch die Sendung – pardon – Anhörung MdB Bettina Stark-Watzinger souverän mit einer klaren, freundlichen Stimme. Das PA-System in unserer Volksvertretung scheint auch exzellent zu sein.

Bald findet in Paris eine für Radiomacher und für Vertreter von Unternehmen rund um die Branche konzipierte wohl größte Radio-Audiomesse in Europa statt. Für Fachbesucher ist der Eintritt frei!

#EuropeRadioShow

@DasMedienZentrm

#radioszene

 

MdB Bettina Stark-Watzinger, screenshot Mediathek Deutscher Bundestag

Andere Bilder: screenshots audials.