Chef, ich hätte gerne mehr Geld!

Auch wenn Angaben zum eigenen Gehalt zu den bestgehüteten Geheimnissen in Deutschland gehören, lässt sich mit ein wenig Aufwand ein Überblick verschaffen, welche Zahlen die lieben Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Arbeitsbereichen der Medien- und Radiobrache monatlich auf ihrem Gehaltszettel sehen.

Es muss ja nicht immer der Intendant sein dessen oder deren stattliche Bezüge über die KEF zu erfahren sind und die zwischen 250.000 bis knapp 400.000 € im Jahr liegen zuzüglich netter Pensionsansprüche und Extraleistungen. Da lässt es sich schon ein weniger entspannter in die Zukunft schauen.

Im Vergleich dazu der ‚Normalschaffende‘ in der ganzen Spannbreite:

Redaktion- Jungredakteur 2.550. Redakteur 3.200 bis 4.300.

Moderation/Sprecher Morning-Host 5.000 bis 5.500.

Andere Moderation Nachmittag 4.400.

Funk- und Tontechniker 3.500

Disposition 2.800 Anfänger bis 3.500.

Technischer Leiter 5.500

Digital Media          3.600

Vertrieb/Werbung Außendienst monatlich schwankend

mit 1.800.- Fixum und 6 Prozent Provision. In der Corona Krise
3.500 – 4.800.

Außerhalb Corona  1.000 Fixum und 7 Prozent Provision und Sonderzulagen bei Systemverkauf bis 1000.- Zulage pro Verkaufswoche.
Vorjahre 2.800. Minimum also schlechtester Monat wie zum Beispiel im August und in den besten Monaten Oktober oder Dezember bis zu 11.000 €.
Durchschnitt im Vertrieb: 65.000 Jahresgehalt aber auch bis 80.000.-

Disposition 2.800 Anfänger bis 3.500.

(Anonymisierte Angaben verschiedener Anbieter)

Die auf der Plattform Gehalt.de für Radiomoderatoren je nach Region unterschiedlich genannten Gehaltsgrößen erklären sich durch die wirtschaftliche Lage des jeweiligen Bundeslandes und der Stellung der Privatanbieter dort. Das Ranking nach Bundesländern, in denen in der Radiobranche am meisten gezahlt wird: Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen.

 Eine wesentliche Rolle spielt auch die Zusammensetzung der Eigentümergesellschaften. Solche mit historisch beibehaltenen Stakeholdern aus der Printbranche bieten im Allgemeinen höhere Gehälter.

Gehalt Radiomoderator (Quelle gehaltsvergleich.com), Basis Einsteiger, keine Personalverantwortung, FH-Abschluss.
Deutschland: 2.582 € 3.249

Baden-Württemberg 2.859 € 3.599

Bayern 2.686 € 3.314

Berlin 2.402 € 3.024
Hessen 2.807 € 3.431

Nordrhein-Westfalen 2.448 € 3.088 €

Rheinland-Pfalz 3.025 Sachsen 2.184 € 2.803 € 4.327

Thüringen 2.100 € 2.642

Analog der Aufstellung Michael Page für Radio im ‚gehobenen‘ Vertrieb sind folgende Einschätzungen wahrscheinlich:

Nationaler Verkauf: Nielsenverkauf ohne Personalverantwortung monatlich Fix: 4.500 bis 6.000.,  Provisionsanteil 1000 bis 5000
Deutschlandweit mit Personalverantwortung Fix: 6.000 bis 8.000
Erfolgsanteil: 2.000 bis 3.000.

Radiopionier und Dezent an der XU-University Potsdam, Alexander Zeitelhack meint hierzu: „Jetzt, wo mögliche inflationäre Preisentwicklungen noch kaum zu merken sind, könnte eine Strategie von Angestellten lauten, beim Arbeitgeber ein Gehaltsplus von einigen Prozent einzufordern. Nach dem Motto „in einigen Jahren wird es wesentlich teurer.“ Hinzukommt, dass die Radiobranche nach Angabe von Arbeitgebern an Attraktivität verloren haben hat, was bedeutet, dass weniger Wettbewerb unter Neueinsteigern herrscht. Eine Stimme dazu aus dem Nürnberger Raum: „Wie im Fußball sind die großen Gehälter nicht mehr darstellbar.“

Eine Tendenz – diese wiederum widerspricht Stimmungsbildern aus der Auto- und aus Fertigungsbranchen, die beabsichtigen mehr zu zahlen – lautet, dass Verantwortliche im Radio weniger bereit sind, mehr zu entlöhnen, dies als Folge der Pandemie. Schlecht also eher für die Medienbranche. Vor allem wenn man sich an den Gehältern ehemalige Werksstudenten orientiert, die in der Immobilien-, Software- und Elektronikbranche schon in jungen Jahren bei 70.000 bis 100.000 € Jahreseinkommen liegen. Wohl dem, der dann noch zusätzlich in einer weniger zentralen Region niedrige Immobilienkosten hat.

Andreas Sprengart, Geschäftsführung von Antenne Kaiserlautern, empfiehlt darüber nachzudenken, ob es sich lohnt, in eine andere Region auszuwandern mit deutlich höheren Lebenskosten. „Ein fleißiger und qualitativ hochstehender Mitarbeiter verdient auch gutes Geld in vermeintlich schwächeren Regionen.“

Michael Page, Gehaltsstudie zum Vergleich

Wohl dem also, der oder die seit langem möglichst bei einem Printbesetzten Anbieterkonsortium im Radio, möglichst in NRW oder Hessen arbeitet und es schafft, niedrige Lebenshaltungskosten zu haben. Ein zeitlich guter Einstieg scheint übrigens um das Jahr 2010 gewesen zu sein wie eine Aufstellung aus Frankreich zeigt. Auch dort ging es nach einem scharfen Knick infolge einer Rezession um 2008/2009 wieder deutlich nach oben.